Ist Kinderschutz allein durch höhere Strafen möglich?
Nun hat sich etwas bewegt und der Strafrahmen für den Besitz von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger soll in Österreich von einem auf bis zu zwei Jahre, der Besitz solcher Darstellungen von unmündigen Minderjährigen auf bis zu drei Jahre erhöht werden.
Das ist ein wichtiges Signal, ohne Zweifel. Doch diese Maßnahme allein ist nicht ausreichend. Ein gewichtiges Argument lautet, dass für Täter weniger entscheidend sei, ob eine etwas längere Strafe zu erwarten sei, sondern zunächst vor allem die Wahrscheinlichkeit überhaupt entdeckt zu werden. Dies hat Petra Stuiber in ihrem Kommentar „Aktionismus bringt Kindern nichts“ schon attestiert. Und betont dass für effektiven Kinderschutz mehr Arbeit an der Basis nötig ist. Mehr Personal für Ermittlungen einerseits. Und mehr Präventionsarbeit mit Heranwachsenden andererseits.
Kinderschutz durch Prävention
Die Kinder und Jugendlichen sind hier im Fokus, denn sie sind einerseits die gefährdete und betroffene Bevölkerungsgruppe. Und unter ihnen sind auch potenzielle zukünftige Täter. Beide Seiten frühzeitig zu erreichen, kann nicht alles, sicher aber einiges verhindern. Die Polizeistatistik verzeichnet eine wachsende Anzahl von Jugendlichen, als Verbreiter von problematischen Inhalten, darunter auch Missbrauchsdarstellungen. Deswegen ist es entscheidend, früh und sensibel den Umgang mit dem eigenen Körper, dem anderer, Grenzen und den Folgen von Gewalt zu bewusst wahrzunehmen. Erziehung zu Empathie, sozialer und medialer Kompetenz sind so wichtig für junge Menschen, die inzwischen zur Hälfte in virtuellen Räumen aufwachsen.
So können Betroffene leichter Gelegenheit, Worte und den Mut finden, sich jemandem anzuvertrauen. Und Jugendliche, die im Internet in Kontakt mit gewaltvollen, oft gewaltvollen pornografischen, Inhalten kommen lernen zu erspüren, ob und wann ihre Neigungen und Verhalten vielleicht zum Problem werden. Auch diese Heranwachsenden brauchen Unterstützungsangebote und Auswege.
Appel des österreichischen Präventionsnetzwerks zum Kinderschutz
Das österreichische Netzwerk zur Prävention von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (ÖNPsG) hat in einer Mitgliederbefragung erhoben, dass sowohl die Angebote für Opferschutz, als auch die Präventionsangebote in Österreich zu wenige sind, um nachhaltig besseren Schutz für Kinder und Jugendliche anbieten zu können.
Das ÖNPsG kommt zu dem Ergebnis, dass es an Schutzkonzepten fehlt, die Anlaufstellen für Betroffene überlastet sind, Fachpersonal zu wenig vorhanden und präventive Angebote kaum die notwendige Finanzierung erhalten, um flächendeckend angeboten zu werden. Und dass es unabdingbar ist, Prävention als eine wichtige Form des Kinderschutzes, endlich ausreichend zu finanzieren.
Dies ist nun auch endlich in Regierungskreisen angekommen und so gehören zum neu beschlossenen Maßnahmen Paket auch eine Kriminaldienstreform, Kinderschutzkonzepte und Mittel für die nötige Präventionsarbeit, wie der ORF berichtet.
Workshops von Innocence in Danger zur Prävention
Innocence in Danger Austria arbeitet seit 2014 an der Basis und bietet Workshops für Kinder ab Volksschulalter. Wir sensibilisieren Kinder für ihre Grenzen und die anderer und ermutigen sie, achtsam zu handeln, sich zu wehren, Hilfe zu suchen.
Wir betrachten mit Jugendlichen die tieferen Zusammenhänge zwischen verschiedenen medialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und unterstützen sie dabei, eine reflektierte und integre Haltung auszubilden. Wir sind überzeugt, dass Wissen schützt und im Austausch zu bleiben ein Beitrag ist, einen Teil von möglichen Übergriffen zu verhindern.